Hallo!

Schön das Du da bist und diese Zeilen liest.

In dieser Mail, erfährst Du etwas von mir, was ich bislang nur meinen engsten Freunden erzählt habe. Ich habe lange gegrübelt, ob ich es wirklich tun sollte. Es wird auf jeden Fall anders sein. Es wird berührend, tiefgehend und persönlich.

Ein paar Tage aus meinem Leben, als ich gerade anfing Erwachsen zu werden…

Entscheide selbst, ob Du diese Einblicke aus meinem Leben mit mir teilen willst. Mitnehmen kannst Du bestimmt das eine oder andere…

Diese Mail ist eine, von einer kleinen Serie, die alle das [DhK1] im Betreff haben. Falls Du an dieser Serie interessiert bist, wird es Dir dadurch leichter fallen, diese Mails in Deinem Postfach zu finden.

So nun wird es sehr persönlich und die Geschichte beginnt:

Es war im Frühsommer 1981, morgens früh um 7 Uhr, im Stuttgarter Zentrum. In der Nähe der Königstraße, oben auf dem kleinen Schlossplatz. Dort schläft unsere kleine Gruppe von Obdachlosen unter einer Überdachung. Wir werden wie jeden Morgen, pünktlich und höflich, jedoch bestimmt von der Polizei geweckt.

Es ist noch kalt und oh Schreck…

meine guten Schuhe, auf denen ich meinen Kopf gebettet hatte, damit sie mir nicht abhandenkommen, sind weg.

Diese Schuhe waren nicht irgendwelche Schuhe. Ich habe sie geliebt, weil man darin so unglaublich gut laufen konnte. Ich fühlte mich darin wie der gestiefelte Kater – Wenn ich sie trug, fühlte ich mich nicht mehr arm, sondern eher Wohlhabend. Diese Schuhe erwarb ich von dem Geld, das ich bei Lesonal &Sikkens einem Farben und Lacke Unternehmen verdiente. Dort verdiente ich sehr viel – allerdings nur zwei Wochen lang.

Jetzt fragst Du Dich vielleicht, warum nur 2 Wochen? Nun, das war so: Erstens schien mir diese Arbeit zu giftig und zweitens, gab es dort unter den Arbeitern nur einen einzigen Deutsch sprechenden Italiener.
Er war der Einzige, mit dem ich mich unterhalten konnte. Das andere waren Türken, Griechen und Jugoslawen. Das war schon merkwürdig, als einziger Deutscher in dieser Abteilung zu sein. Ein Kontakt, kam aufgrund der kurzen Zeit, in der ich dort arbeitete und der Sprachbarriere nicht zustande.

Ach, jetzt bin abgeschweift! Also… an diesem Tag, ereignetet sich noch etwas anderes.
Ich spielte zusammen mit zwei anderen Leuten von der Straße Lotto.

Ja, Du hast richtig gelesen… da stand ein junger Mann im Alter von 18 Jahren mit einem von Sehnsucht brennendem Herzen in einer kleinen Menschengruppe die beschlossen hatte einen Lottoschein auszufüllen.

Wie es dazu kam, dass ich Obdachlos wurde und was es mit dem Lottoschein auf sich hat, erfährst Du, wenn Du diese, meine Geschichte weiterverfolgst. Nur jetzt in diesem Moment, kommen mir die Tränen, so dass ich im Moment nicht weiter schreiben kann. Ich hätte nicht gedacht, das mich das aufschreiben so tief berühren würde.

Also bis zum nächsten Mal, dann trinken wir vielleicht einen schönen heißen Kaffee zusammen.

Anita und ich wünschen Dir einen schönen mit Liebe gefüllten Tag.

Alles Liebe
Frank Vejvoda