Sich Leben

Liebe heilt!


Die große Ernte!
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Hallo, es ist schön, dass Du wieder mit dabei bist,

dann kann ich ja weiter erzählen :-)

Ich bin in einer Familie groß geworden, die eine sehr dunkle Vergangenheit hat, was auch die Ursache für meine fehlende Selbstliebe war. Doch zu dem Zeitpunkt wusste ich von alle dem nichts. Nach außen hin sah alles immer sehr sauber und ordentlich aus und das war auch gut so. Denn ohne diese Ordnung, die meine Mutter und mein Vater trotz alledem aufrechtgehalten haben, wäre ich höchstwahrscheinlich sehr tief gefallen.

Bei uns zuhause konnte so gut wie keine Liebe gelebt werden. Manchmal gab es Momente wo sie plötzlich im Raum stand. Schön, strahlend und stark. Diese kleinen Momente waren für mich immer wie ein Segen. Doch dann kam nicht selten gleich danach ein großer Knall.

Ja, Liebe heilt. Sie bringt viel in Bewegung und holt Dinge hervor die vorher nicht zu sehen waren. Und.. Liebe kann auch weh tun. Ganz besonders bei Menschen, die viele tiefe und schwere Verletzungen durchgemacht haben.

Doch es war richtig so wie es war. Nur durch meine Kindheit und die Erfahrungen die ich in ihr gemacht habe, durfte ich so viel lernen. Und da sind wir wieder bei der Liebe zu mir selbst. Dieser Kinderwunsch, dass ich mich selbst lieben lernen wollte hat viel in Bewegung gebracht.

Das war die erste Saat für meinen großen Wunsch. Die Erde war in diesem Fall das Universum, was alles dafür bereit stellte, damit dieser Wunsch auch wirklich in Erfüllung ging.

Zunächst begann es damit, dass ich plötzlich auffiel. Ob im Unterricht, auf dem Schulhof, draußen auf der Straße und sogar zuhause. Die Lehrer entdeckten plötzlich meine Talente und förderten sie, so gut sie konnten. Sie ermutigten mich immer und immer wieder mutiger zu sein und etwas zu wagen. Was gerade bei meiner Vergangenheit, die ich nicht mehr kannte, ein schwieriges Unterfangen war. Denn alles war mit Angst besetzt.

Ich kriegte auf diesem Weg auch so manchen Dämpfer verpasst, doch auch die durfte ich mit den Jahren überwinden und an ihnen wachsen lernen. Diese waren es, die dafür sorge trugen, dass ich einen sehr starken Willen entwickeln lernte. Zuerst sah mein Wille zwar eher wie ein Kampf aus, doch das Leben war so gnädig, mich immer wieder zu schleifen. So das dieser jetzt langsam eine wirkliche Kraft in sich trägt ;-)

Ich lernte Spaß am Leben zu haben. Mein Lachen viel immer und überall auf. Für manche zum anstecken und für manche ein Ärgernis :-)

Dann kam die Lehre, die hatte es auf allen Ebenen richtig in sich. Ich sollte Friseurin lernen, da mein Schulzeugnis angeblich zu schlecht war, um Kindergärtnerin werden zu können. Doch wie ich immer wieder feststellen darf – es hat alles einen Sinn im Leben -. Ich lernte für meine Lebensaufgabe auch hier eine ganze Menge. Ganz besonders die Angst vor Menschen zu überwinden.

Gott was hatte ich für eine Angst vor Männern. Jedes Mal, wenn ich den Herrensalon betreten sollte, schlotterten mir meine Knie. Aber die Herren hatten Geduld und… meine Chefinnen auch. Sie munterten mich immer wieder aufs Neue auf. Dadurch wurde ich immer lockerer im Umgang mit Menschen und zu guter Letzt habe ich es sehr genossen.

Übrigens entspannt und locker sein im Umgang mit meinen Mitmenschen. Da fällt mir ein, dass ich in dieser Zeit jemanden kennen lernte, der noch eine viel größere Angst vor Menschen hatte als ich. Doch davon erzähle ich Dir später, denn es wird jetzt noch so richtig spannend…

In der Lehre gab es auch weniger gute Erfahrungen, die aber meinen Willen und meine Entschlusskraft schulten. Jedes Jahr zum geschäftlichen Weihnachtsfest, mussten die Lehrlinge im ersten Lehrjahr, etwas vortragen. Entweder ein Gedicht oder ein Lied vorsingen. Nach langem hin und her entschied ich mich dazu etwas vorzusingen. Ich hatte einerseits Angst davor und andererseits spürte ich, dass ich meinen Kollegen damit eine große Freude machen werde.

Ich glaube ich schlotterte bis ins Mark, als der Moment kam, dass ich an der Reihe war, mein Bestes zum Weihnachtsfest zu geben. Ich nahm mich zusammen, stellte eine geistige Verbindung zum Universum her und verkündigte ihnen mit meinem ganzen Sein, meine Botschaft. – Vom Himmel hoch da komm ich her.

Ich war in meinem Raum geschützt. In einem Raum in dem ich singen konnte, so wie ich fühlte. Und als der letzte Ton verklang, war alles Still. Ich kam ganz langsam wieder zurück in die Wirklichkeit und nahm mit Entsetzen war, dass fast alle plötzlich und ganz leise zu Taschentüchern griffen.

Ich war umgeben von Schluchzen und Betroffenheit. Darauf war ich nicht gefasst. Keiner hat mir gesagt, dass so etwas in meiner Stimme liegt. Ich war genauso betroffen wie die anderen. Die ältere von meinen Chefinnen, beruhigte mich und sagte es wäre alles gut. Und dann kamen die Fragen wo ich das gelernt habe und vieles mehr.

Ich wurde Wochenlang auf Händen getragen. Meine Chefin, die ältere von den beiden, mit ihr verstand ich mich immer am besten, stellte mir merkwürdige Fragen wegen meiner Vergangenheit. Ob da irgendetwas wäre, was mich bedrückt, ob man mit mir zuhause gut umgeht und vieles mehr. Ich konnte ihr keine Antwort geben, da ich nichts mehr wusste. Doch diese Fragen halfen mir Jahrzehnte später, als ich meine Vergangenheit hinterfragte.

Sie half mir aber auch noch bei was anderem. Sie zeigte mir ohne etwas zu sagen, das in meinen Händen heilende Kräfte sind. Sie half mir die Angst vor dem Haareschneiden zu überwinden und eine große Leidenschaft dazu zu entwickeln. Sie zeigte mir auf ihre Weise, dass das Leben mehr ist, als das was wir sehen. Sie war es, die mir die Tür zur Magie der Energie öffnete.

Eines Tages gab es ein unglückliches Missverständnis zwischen einer Meisterin und mir. Woraufhin sie schloss, das ich geklaut hätte. Die haben mich in die Mangel genommen kann ich Dir sagen. Ich war gerade 18 Jahre und hatte gegen ein Heer anzutreten. Sieben Leute stellten mir mehr als eine Stunde lang Fragen darüber, ob ich nun geklaut habe oder nicht. Am Ende wusste ich selbst nicht mehr was ich gesagt hatte. Die Chefin, mit der ich mich verstand wusste, dass ich nicht geklaut hatte. Doch es waren zu viele gegen mich, denn es war ein großer Salon, mit vielen Fachkräften.

Ein paar Monate später, fehlte Ware im Keller und mich hatten sie im Visier. Ich sprach mit meinen Eltern darüber und mein Vater fragte mich ob er zu meinen Chefinnen gehen sollte. Doch ich lehnte sein Angebot ab. „Papa“, sagte ich, „das ist gut gemeint, doch ich bin jetzt achtzehn, ich muss und will es alleine meistern.“

Eine Woche später kam meine jüngere Chefin auf mich zu. Sie meinte, dass sie, wenn sie meine Eltern gewesen wäre, in den Laden gegangen wäre, um wieder alles richtig zu stellen. Ich erklärte ihr, dass ich es meinen Eltern gesagt hätte, mein Vater mir auch das Angebot machte zu kommen, ich aber sein Angebot dankend abgelehnt habe.

Das brachte sie so in Rage das sie schon anfing mich vor lauter Wut anzuspucken. Sie hatte mir nicht geglaubt und gemeint ich würde ihr jetzt noch eine größere Lüge obendrauf legen. Da war ich betroffen, über das Bild was man sich über mich gemacht hatte. Ich war für sie eine Diebin, dieses Bild hatte sich in ihnen festgesetzt, da konnte ich nichts mehr machen. Es brauchte Monate, in denen immer wieder etwas entwendet wurde, bis sie diejenige fanden, die die Ware entnommen hatte. Jedes Mal wenn was verschwand, wurde mit dem Finger auf mich gezeigt, wurde ich verhöhnt und anderes. Ich bekam keine Entschuldigung für die falschen Beschuldigungen.

Dann stand Weihnachten wieder vor der Tür und ich wurde gefragt ob ich wieder vorsingen würde. Fast ein Jahr lang wurde ich von meinen Kollegen gepiesackt und nun fragten sie ob ich vorsinge, ich dachte ich hörte nicht richtig. Ein Kollege aus dem Herrensalon, der wusste, dass ich nichts entwendet hatte, meinte zu mir, das sollte ich lieber lassen, denn sie haben es gar nicht verdient.

Ich habe nicht vorgesungen und damit eine harte Lehrzeit akzeptiert.

Trotz alledem habe ich dort viel gelernt. Ich habe nach der Lehre den Laden nie wieder betreten, aber an meine ältere Chefin denke ich immer mit Herzenswärme. Denn sie war auch eine der Wegbereiterinnen auf meinen Weg. Und die anderen? Die auch, denn durch sie durfte ich lernen zu mir zu stehen und meinen Willen zu schulen. Ich habe mir in der Lehre immer und immer wieder gesagt: „ wenn ich aus der Lehre bin, dann werde ich mich durchsetzen und nicht den Mund halten.“

Das hat mir geholfen, als ich wieder so einer Situation gegenüber stand. Nach der Lehre bin ich in einen kleinen Laden übergewechselt. Freunde meiner Älteren Chefin. Es war ein Paar und die Chefin hatte mit mir zu tun. Ich lies mich nicht mehr zu Unrecht beschuldigen. Jedes Mal wenn sie das tat, musste sie sich mit mir auseinandersetzen. Dabei kam sie häufig ganz schön ins Schwitzen :-)

Eines Tages verschwand Geld aus der Kasse. Ein paar Tage später fragte man mich ob ich dieses Geld entwendet hatte. Ich verneinte, geriet innerlich aber in Panik, da ich Angst bekam wieder durch so eine Hölle zu müssen. Mein Chef meinte dann so ganz nebenbei, das er mit meinen vorherigen Chefinnen gesprochen hatte und… er kam nicht mehr zum weiterreden. Der arme bekam all den Stress, den ich in den Jahren aushalten musste mit einem Mal ab. Er wusste gar nicht wie ihm geschah.

In meiner frühesten Kindheit hat man mich genötigt, Dinge zu tun die unmenschlich sind. Das hat meinen Willen gebrochen. Diese harte Lehrzeit war ein Samenkorn, der aufgegangen ist. In ihr wurde mein Wille auf eine ganz besondere Weise wieder geweckt. Ich war wieder da, wollte auch endlich eine Stimme im Leben haben und die hatte ich mir damit wieder zurückerobert.

Dieses Paar war genauso wichtig wie all die anderen vorher. Sie lehrten mich einiges über Geisteswissenschaften, über Nahrung und ihre Auswirkungen auf den Körper, aber auch über zwischenmenschlichen Austausch. Und ich hatte sehr viel Spaß in ihrem Herrensalon. Hier durfte ich wachsen und immer selbstsicherer werden. Hier durfte ich endlich ein gewisses Gefühl von Freiheit erfahren.

Alles hat einen Sinn im Leben. Man kann es nicht immer sofort erkennen. Manches braucht Wochen, Monate oder Jahre, und einiges ist so besonders, dass es sich sogar erst nach Jahrzehnten zeigt.

So und nun sind wir wieder am Ende angelangt und wenn es Dir gefallen hat, dann wirst Du morgen wieder etwas von mir lesen können. Denn es geht ja noch weiter. Die Erzählung von dem Menschen der mein Leben auf seine Weise veränderte und der noch mehr Menschenangst hatte als ich.

Frank und ich wünschen Dir einen Tag, an dem Du Dich gut für Dich selbst einsetzen kannst.

Genieße ihn!

Alles Liebe
Anita